Das wissenschaftliche Profil der Medizinischen Universität Lausitz – Carl Thiem wird an den interdisziplinären Forschungsschwerpunkten Gesundheitssystemforschung und Digitalisierung des Gesundheitswesens ausgerichtet. Beide Schwerpunkte adressieren zentrale Herausforderungen für unser Gesundheitssystem, die mit einer älter werdenden Gesellschaft und wachsenden Versorgungsbedarfen bei gleichzeitig abnehmenden Fachkräftepotenzialen assoziiert werden.

Im Verbund mit der künftigen Modellregion Gesundheit Lausitz  wird ein Versorgungssystem für die Entwicklung und Erprobung versorgungsbezogener und systemischer Innovationen entstehen, das in besonderer Weise die Schnittstellen zwischen Gesundheitsversorgung, Wissenschaftssystem und Gesundheitssystem betont. Auf dieser Grundlage sollen Universität und Modellregion mittel- und langfristig Impulse für die Weiterentwicklung der Versorgung und des gesamten deutschen Gesundheitssystems setzen. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Versorgungssicherung in ländlichen, strukturschwachen Regionen.

Forschungsschwerpunkt Gesundheitssystemforschung

Im Fokus des Forschungsschwerpunktes Gesundheitssystemforschung steht die systemische Organisation der Gesundheitsversorgung. Dies kann beispielsweise Analysen von Zugang, Bedarf und Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen, die Anreizwirkung, Präferenzen, sowie die Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der Versorgung in unserem Gesundheitssystem umfassen.

In Bezug auf die Untersuchungsgegenstände können drei Ebenen unterschieden werden: die Mikroebene der Beziehungen zwischen Versorgungskonzepten, Leistungserbringern und Patient:innen, die Mesoebene der Stakeholder-Interaktion im Gesundheitswesen und die Makroebene des Systemvergleichs sowie der Wechselwirkungen zwischen legislativer Versorgungsgestaltung, Finanzierbarkeit und Versorgungsgerechtigkeit. In den bereits etablierten bzw. derzeit aufgebauten Forschungsstrukturen der Lausitz können künftig auf allen drei Ebenen modellhaft versorgungsbezogene Innovationen entwickelt und erprobt werden.

Forschungsschwerpunkt Digitalisierung des Gesundheitswesens

Im Fokus des Forschungsschwerpunktes Digitalisierung des Gesundheitswesens stehen Digitalisierungsprozesse in allen Bereichen des Gesundheitssystems. Analog zur Gesundheitssystemforschung können auch hier Untersuchungsgegenstände auf unterschiedlichen Komplexitätsebenen adressiert werden: Auf der Mikroebene sind primär die digitale Kompetenz von Versorgenden sowie von Patient:innen und diesbezüglich die Nutzbarkeit und tatsächliche Nutzung, die Akzeptanz, Qualität, Sicherheit und Wirkung digitaler Gesundheits- und Pflegeanwendungen zu nennen. Untersuchungsgegenstände auf der Mesoebene sind u. a. digitale Werkzeuge und Prozesse und deren Implementierung in die Versorgungsrealität von ambulanten und stationären Gesundheitseinrichtungen. Auf der Makroebene können Fragestellungen zur ökonomischen und rechtlichen Integration digitaler Prozesse sowie zur Organisation übergeordneter Datenräume (Integration, Speicherung und Nutzung von gesundheits- bzw. versorgungsrelevanter Daten) zum Interesse der Forschung werden.

Forschungsstruktur

Die fachliche Breite der beiden Forschungsschwerpunkte soll sich in den künftigen Departments als dezentrale wissenschaftliche Organisationseinheiten widerspiegeln. Zur Förderung der Interdisziplinarität in Forschung und Lehre werden in den Departments die Professuren der Forschungsschwerpunkte gemeinsam mit grundlagenwissenschaftlichen und klinischen Professuren organisiert, die einen Schwerpunkt in der Gesundheitssystemforschung oder Digitalisierung des Gesundheitswesens setzen. Interdisziplinäres Arbeiten soll über die thematische Vielfalt der Forschungsprofessuren am IUC sowie Open-Topic- und Open-Rank-Verfahren ermöglicht werden.

Durch die interprofessionelle und interdisziplinäre Ausrichtung der beiden Forschungsschwerpunkte entstehen vielfältige Anknüpfungspunkte auch zu klinischen Disziplinen. Weitere Departments mit einem klinischen bzw. vorklinischen Schwerpunkt können daher perspektivisch ergänzt werden.