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Cottbuser Augenarzt erlebt Augenheilkunde in Äthiopien

Emotionale Delegationsreise von Dr. Christian Wolfram mit der Christoffel-Blindenmission
14.05.2025
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PD Dr. Christian Wolfram (l.) und Mitglieder der CBM in Äthiopien.
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Weit fortgeschrittene Eintrübung der Augenlinse.
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Patienten mit einer Augenlinseneintrübung warten in Dodola (Äthiopien) auf ihre Katarakt-OP. Ein Pflaster markiert das zu operierende Auge.
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Augenheilkunde made in Äthiopien.
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Die Zugänglichkeit zu medizinischer Versorgung und das fehlende Wissen um Augenerkrankungen sind die Hauptprobleme vor allem in den ländlichen Gegenden von Äthiopien.

Mit einfachen Mitteln eine große Lebensverbesserung zu erzielen – das ist der Wunsch vieler in der Medizin tätigen Menschen. Ende März reiste PD Dr. Christian Wolfram, Oberarzt der Augenklinik an der Medizinischen Universität Lausitz – Carl Thiem (MUL – CT), mit einer Delegation der Christoffel Blindenmission (CBM) nach Äthiopien, um sich ein Bild von der Situation der Augenheilkunde in abgelegenen Gebieten des Landes zu machen. Dr. Wolfram ist langjähriges Mitglied der durch Spenden finanzierten CBM. „Bei unserer Reise ging es darum zu schauen, was mit unseren Spenden eigentlich in den Projekten geschieht“, sagt er rückblickend.

In der Augenklinik in Dodola, im Süden Äthiopiens, erlebte Dr. Wolfram, wie Menschen mit einer weit fortgeschrittenen Eintrübung der Augenlinse durch eine Katarakt-Operation ihr Augenlicht zurückgewinnen konnten. „Es ist beeindruckend, mitzuerleben, welchen Unterschied die Staroperation im Leben dieser Menschen macht“, so Dr. Wolfram. „Betroffene kommen meist sehr spät zu einer Behandlung und sind teilweise schon erblindet. In unseren Breiten kommen die Patienten viel früher zu uns.“

Besonders bewegend war für Dr. Wolfram das Schicksal eines 16-Jährigen, der an beiden Augen durch eine dichte Linsentrübung erblindet war und nach der Operation wieder sehen konnte. „Nicht nur der Patient ist überglücklich, auch als Beobachter muss man erst einmal schlucken“, beschreibt Dr. Wolfram seine Gefühle.

Generell ist der Anteil der Unterversorgung in Äthiopien viel größer als in Deutschland. Nicht korrigierte Sehfehler können zu einer erheblichen Sehbehinderung führen, weshalb eine Erstversorgung mit Brillen absolut notwendig ist, erläutert der Cottbuser Augenarzt. Auch der Grüne Star - das Glaukom - und Hornhauterkrankungen spielen eine große Rolle, dagegen seien Netzhauterkrankungen älterer Menschen wie bei uns in Äthiopien eher selten.

„Die Zugänglichkeit zu medizinischer Versorgung und das fehlende Wissen um Augenerkrankungen sind die Hauptprobleme vor allem in den ländlichen Gegenden von Äthiopien. Da sind Aufklärung und eine effektive Organisation der Versorgung umso wichtiger“, sagt Dr. Wolfram.

Er freut sich, dass die CBM mit ihrer großen Erfahrung im Aufbau und in der Organisation von Augenversorgung in Entwicklungsländern wirklich etwas bewegt. Die CBM selbst sieht sich behinderten Menschen verpflichtet, den Sehbehinderten ebenso wie den Gehörlosen. „Wir müssen Wege finden, um die medizinische Versorgung in die Fläche zu bringen und damit unterversorgte Bevölkerungsgruppen zu erreichen. In Afrika wie bei uns geht es darum, mit den bestehenden Mitteln und Möglichkeiten eine gute Versorgung für möglichst viele Betroffene zu erreichen“, so Dr. Wolfram, „da können wir gegenseitig eine Menge voneinander lernen.“

So könnte langfristig der Austausch mit Afrika z.B. durch Klinikpartnerschaften über die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) gefördert werden. Die DOG ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland, die 1857 gegründet wurde. Sie ist damit die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt. Ihr Tätigkeitsschwerpunkt ist die Forschung, Weiterentwicklung und Förderung der Augenheilkunde.

Nach Hause nimmt Dr. Wolfram die Erkenntnis mit, dass in Afrika der Antrieb, Menschen weiterzuhelfen und der medizinische Erfolg noch unmittelbarer und greifbarer sind. „Wir können uns von den Afrikanern in der Erfahrung von Hoffnung wirklich etwas abschneiden“, so Dr. Wolfram.

Auf der Rückreise nach Deutschland hat sich Dr. Wolfram schließlich auf zwei Dinge besonders gefreut: „geregelte Straßenverhältnisse und Essen mit Messer und Gabel.“

 Hintergrund

Die CBM zählt mit mehr als 115 Jahren Erfahrung zu den größten und ältesten Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland. Sie verfolgt das Hauptziel, die Lebensqualität der ärmsten Menschen weltweit zu verbessern, die behindert sind oder in der Gefahr stehen, behindert zu werden. Es handelt sich um eine christliche Nichtregierungsorganisation zur Unterstützung von Sehbehinderten oder Menschen mit anderen Beeinträchtigungen in Entwicklungsländern.

Im Jahr 2023 unterstützte die CBM nach eigenen Angaben 379 Projekte in 40 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas, mit ihren Partnern erreichte die CBM 2023 rund 62,2 Millionen Menschen. 10,4 Millionen Menschen erhielten umfassende Hilfe durch medizinische Behandlung, Rehabilitationsmaßnahmen, Bildung, Existenzsicherung und Hilfe in Notsituationen.