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25 Jahre nach Tumor-OP: Dankeschön für MKG-Team!

20.12.2021

Liebes Team der MKG,

25 Jahre ist es her, als ich als 20jährige auf die Station kam für eine Diagnose, die mein damaliges Leben und vor allem meine Zukunft auf den Kopf stellte – ein bösartiger Tumor im linken Unterkiefer.

Am 12. September 1996 war die große Operation. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich vor dem OP-Saal wartend kurz den Impuls verspürte, aus dem Bett zu springen und wegzulaufen. Doch wohin? Im Nachthemd durch die Flure des Krankenhauses irren? Und dann? Das „seltsame Ding“ in meinem Körper wäre immer noch da.

Bis dahin waren bei tiefgreifenden Veränderungen in meinem Leben immer mir vertraute Menschen anwesend. Diesen Moment galt es, allein zu ertragen. Auf der damaligen Station 10A war ich zwar allein, aber selten einsam. Es gab noch Zimmer mit bis zu fünf Patientinnen und die Schwestern und Pfleger taten ihr Möglichstes, um den Ausnahmezustand erträglicher zu machen mit aufmunternden Worten zwischen schmerzlindernden Kühlkompressen und ungeliebtem Suppenplan.

Meine besondere Wertschätzung gilt den Ärztinnen und Ärzten, die mit ihrer ruhigen und konsequenten Art immer mein volles Vertrauen für jeden weiteren Schritt der Behandlung genossen. Mit der Empfehlung gegen eine nachfolgende Bestrahlung oder Chemotherapie entschieden wir uns gemeinsam gegen die Verunsicherung durch andere Mediziner.

Es gab auch kleine persönliche Momente. Ich erinnere mich heute noch an den Abend vor der Operation. Die Oberärztin Frau Dr. Sillack fuhr mich im Rollstuhl durch das ruhige, fast menschenleere Krankenhaus zur Radiologie, um dort den Sitz des eingeführten Katheders zu prüfen. In dieser unwirklichen, subtilen Kulisse hatten wir Gelegenheit für ein paar private Sätze über Sorgen und Ängste. In meiner Erinnerung waren das sehr intensive und berührende Minuten.

Auch Chefarzt Dr. Ruttig zeigte sich von seiner nachgiebigen Seite, als er sich bereit erklärte, mir am Morgen vor der OP meine langen blonden Haare höchstpersönlich mittels Bandagen in einen Turban zu wickeln - statt der vorgesehenen Kahlrasur. Ich war dankbar für diese Geste – ohne zu wissen, was danach vier Wochen ohne Haarewaschen in der Konsequenz bedeuteten.

Es ist mit Sicherheit eine Gratwanderung und bewundernswert, wie man sich als medizinisches Personal auf den Patienten als Menschen einlässt, ohne das Schicksal des/der Einzelnen zu nah an sich heranzulassen. Für mein Empfinden haben Sie das alles im richtigen Maße vereint!!!

Wenn ich bedenke, dass alle Beteiligten damals sicher jünger waren, als ich jetzt, kommt mir die Zeitspanne, die seither vergangen ist unwirklich vor.

Es folgten noch weitere OP-Termine über einen längeren Zeitraum sowie ambulante Nachsorgetermine bis ins Jahr 1999. Seit ich nicht mehr auf der Station behandelt bzw. vorstellig werden musste, habe ich die vorweihnachtlichen Präsente als Vorwand genutzt, um wenigstens einmal im Jahr zurückzukehren. Die Anzahl der bekannten Gesichter verringert sich mit jedem Besuch und wenn der/die Letzte in den wohlverdienten Ruhestand eintritt, werde ich wohl die Stippvisiten einstellen. Doch bis dahin halte ich an meinem alljährlichen Ritual fest.

Ich bin dankbar für jedes weitere Jahr mit zwei wunderbaren Töchtern und einem verlässlichen Ehemann (denselben wie damals). In diesem Jahr hat Corona mein Kommen zwar verzögert aber nicht verhindert… In diesem Sinne bleiben Sie alle gesund und achten Sie auf sich und Ihre Lieben.

Stefanie Matuschke (ehemals Bauer)